Besonderheit zum rückblick in den Rauhnächten
Alles, was im “vergangenem” Jahr geschehen ist, gehört in den eigenen Rückblick hinein. War das Jahr voller schwerer Ereignisse, hat das natürlich einen Einfluss auf das eigene Leben in dieser Zeit genommen. War das Jahr mit wunderbaren Besonderheit gefüllt, so hat auch das einen Einfluss auf das eigene Leben. Oft wird keine Rücksicht auf solche Dinge genommen, doch aus Sicht der geistigen Welt gehören auch Ereignisse, mit denen wir nicht unmittelbar etwas zu tun haben, in unsere Rückschau einbezogen.
Aberglaube und Anfang der Rauhnächte
Aberglaube & Opfergaben
Keine Rauhnacht ohne Aberglaube. So gilt es bis heute, dass in der Zeit zwischen den Zeiten keine Wäsche “hängen” soll. Man ging – und geht – davon aus, dass sich die Geister in der Wäsche verfangen und dann für ein ganzes Jahr bleiben und somit ihr Unwesen treiben.
Des weiteren galt es, Ordnung zu halten. Das hatte den Hintergrund, dass Frau Holle “Unordnung” nicht ausstehen kann. Außerdem wird “Böses” magisch von der sogenannten Unordnung angezogen. Im Grunde genommen haben wir – indem wir Ordnung halten – mehr Zeit für uns, für die Rückschau und der freien Gestaltung der Rauhnächte.
Was noch vermieden werden sollte: Türen knallen, alles Geliehene zurückgeben, Haare und Fingernägel nicht schneiden – wer weiß, was sich die Götter dabei gedacht haben…
Während der Rauhnächte wird Frau Holle beschenkt. Mit Nüssen, Gebäck, Äpfeln und anderen wohlschmeckenden Dingen wurden die guten Absichten bekundet. Diese legte man vor das Haus oder auch an den Holunder, der als Durchgangstor für Frau Holle galt. Natürlich hatten auch Naturgeister etwas von diesen Opfergaben.
Was ist zu tun – Vorgehensweise in den Raunächten?
Frühestens am Abend des 20.12 und spätestens am 24.12 nach Sonnenuntergang ist es Zeit, die Schwelle zu überschreiten und in die „Zwischenzeit“ einzutreten.
Anhalten – innehalten – zu sich kommen. Am absoluten Ruhepunkt des Jahreskreises werden wir von der kosmischen Energie so intensiv unterstützt wie zu keinem anderen Zeitpunkt, um in die Stille zu gehen.
Wir machen alles in höchster Achtsamkeit, wir werden uns unseres Tuns und unseres Atmens bewusst. Bewusst Atmen, das Tempo drosseln, den Blick ruhen lassen, das Gedankenkarussel anhalten. Den eigenen Rhythmus finden mit den Ruhephasen, die wir so dringend benötigen.
Kaum ist die Sonne aufgegangen, geht sie auch schon wieder unter. Die Tage sind kurz, trüb, das Wetter unbeständig. Die Natur hat sich zurückgezogen und auch bei uns stellt sich das Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug ein. Wir fürchten uns vor der Dunkelheit, doch Dunkelheit beruhigt. Das Licht belebt uns und lässt uns hoffen. Tod und Wiedergeburt gehören in diese Zeit und scheinen sich zu vereinigen.
Und wieder ist es nicht ein Ende, sondern ein Anfang. Die Sonne wird wiedergeboren aus der Dunkelheit. Die Wintersonnenwende zeigt die Rückkehr der Sonne und des Lichts an.
Die Raunächte gelten als Ruhezeit, als Seelenzeit. Oft beschäftigt uns die Frage, was wird das neue Jahr wohl bringen? Halte inne, komm zu dir und lasse das Alte los. Nimm dir die Zeit für Ruhe, damit du dem Neuen mit frischer Kraft entgegengehen kannst. Was ansonsten verborgen ist, wird enthüllt und für einen kurzen Moment beugt sich die Welt der Macht des Übernatürlichen. In den Raunächten schließen wir nicht nur äußerlich die Dinge ab und bringen sie zu Ende. Wir lösen uns innerlich von Altem, um neuen Visionen, Ideen und Vorstellungen Raum zu geben. Entdecke die Schönheit der Langsamkeit wieder und nimm die leise Stimme deiner Seele wahr.
Was geschieht, wenn wir zurückkehren zu den Träumen unserer Kindheit – zu jenen Träumen, in denen noch alles möglich erscheint?
Die Deutung
In alten Traditionen wurden diese Rauhnächte für Vorhersagen über das nächste Jahr genutzt. Jeder Tag steht dabei für einen Monat im kommenden Jahr, jeder Tag wurde genauestens beobachtet. Was ist passiert, wer ist mir begegnet, welche Gedanken kamen usw. Wenn ihr wollt, macht euch für jeden dieser besonderen Tage Notizen. Auch Träume haben in dieser Zeit eine besondere Bedeutung. Hier kann ein Traumtagebuch hilfreich sein.
Wenn du nicht alle Rauhnächte mit einem Ritual begehen möchtest, wende dich den vier wichtigsten Nächten zu:
- 12 Wintersonnenwende
- 12 das Licht ist geboren
- 12 Silvester
- 05/06.01 Dreikönigsnacht
Dann gab es besondere Tage, wie der 28. Dezember und der 5. Januar. Diese Tage waren geeignet, alles wieder aufzulösen und zu erlösen. Angenommen, man hatte die ersten drei Tage nur Streit, das Wetter war grauenvoll usw., dann hatte man am 28. Dezember – dem Tag der Kinder – die Möglichkeit, alles wieder gut zu machen und aufzulösen. Dazu war es wichtig, sich alle Ereignisse nochmal genau vorzustellen und dann in weißes oder violettes Licht zu tauchen und sich in etwas Positives wandeln zu lassen. Das Gleiche konnte man am Ende, dem 05. Januar erneut machen. Aus diesen Gründen wurden die Raunächte vorsichtig und wachsam begangen, da sie das ganze kommende Jahr in sich bargen und jeder selbst dafür verantwortlich war, wie er die Weichen stellte.
Wilde Gestalten in den Rauhnächten
Als wären sie aus dem Schlaf erwacht, treiben nun allerhand wilde Gestalten umher. Seelen, die noch nicht erkannt haben, dass sie nicht mehr unter den Lebenden weilen oder solche, die einfach nicht loslassen wollen oder können. Dämonen steigen aus den Tiefen auf und Geister schwirren umher.
In dieser Zeit, so heißt es, fegt Gott Wotan mit seinem wilden Gefolge auf fliegenden Pferden übers Land. Sie fangen verlorengegangene Seelen ein, straften und richten über die Menschen, bringen auch jenen Fruchtbarkeit und Segen, die ihrer gedenken.
Die Perchten gehören zu dem Gefolge Wotans. Perchter heißt „Lichtbringer“. Sie ziehen in diesen Nächten mit wildem Getöse, Peitschen schlagend und mit Rasseln umher, um Dämonen und Geister aufzuspüren und zu verbannen.
Auch Frau Holle ist nicht nur eine Figur aus Grimms Märchen. Sie ist fest verankert im alten Brauchtum als Holda. Sie prüft die Menschen ob ihrer Gesinnung und Reinheit und je nachdem – wird man sprichwörtlich mit Pech übergossen oder mit Golddukaten und Fruchtbarkeit beschenkt.
Ganz besonders ist die wilde Schar in der Nacht zu Dreikönige unterwegs, um endgültig für Ruhe zu sorgen und noch möglichst viele verlorene Seelen heimzuholen und die Dämonen an ihre Plätze zu verweisen.